Am 1. August haben wir endlich die Schlüssel für unser Haus bekommen. Wie diejenigen, die uns in den Sozialen Medien folgen schon gemerkt haben, war das nicht ganz einfach. Warum, das erklärt dieser Artikel.
Die Qual der Wahl … oder warum es so schwer ist, Verträge zu erfüllen
Am ersten Augusttag, ein Montag, bekamen wir also endlich den erlösenden Anruf. Das Geld sei da, eine Übergabe wäre somit an diesem Abend möglich. Für 18 Uhr wurde somit ein Treffen im Haus vereinbart, zu dem wir noch eine Freundin mitbrachten, die im Fall der Fälle als Zeugin auftreten könnte, wenn es doch nachträglich zu Streitigkeiten kommt. Die Übergabe verlief eigentlich recht harmonisch, wenn auch der Verkäufer sich etwas schwer damit tat, dass wir noch Forderungen an ihn stellten, schließlich waren nicht alle Schlüssel zu den Außentüren vorhanden und der Dachboden war – wie erwartet – nicht vollständig entrümpelt. Vor Vertragsunterschrift hatten wir den Notar bereits gefragt, ob dies unter den Punkt „vollständig geräumt“ fällt, was dieser uns bestätigte. Am Vertragstermin machte er an dieser Stelle sogar eine extra lange Pause, in der Verkäufer (oder Makler) noch hätten einlenken können. Wir namen dies also stillschweigend aber freudig hin.
Für die Übergabe hatten wir ein ausführliches Protokoll vorbereitet, in dem wir bereits die Punkte der fehlenden Schlüssel und des ungeräumten Dachbodens aufgenommen hatten. Es brauchte gut und gerne eine halbe Stunde des Überlegens, bis der Verkäufer dieses schließlich unterschrieb. Denn als wir ihn fragten, ob der Dachboden geräumt sei, war ihm der Fall erst einmal neu. Später hieß es dann, die Räumung wäre wegen der Einsturzgefahr nicht vorgenommen worden (bei Besichtigung wurde uns der Dachboden an der Stelle, die wir auch betraten, übrigens als nicht einsturzgefährdet vorgestellt…) und am Ende hieß es immer nur: Gekauft, wie gesehen! Wir beharrten aber auf den Absatz der vollständigen Räumung und warteten einfach. Der Verkäufer las regelmäßig wieder den Punkt aus dem Protokoll vor, in den wir geschrieben hatten, dass er sich um die Räumung kümmern würde und merkte an, dass dies nicht so teuer sei und wir das ruhig selber machen könnten. Unsere Antworten wie „Ach, wir sollen also auf einen Einsturzgefährdeten Dachboden klettern, um den Müll IHRER Mieter zu entfernen?“ und „Naja, erinnern Sie sich, wir haben deutlich niedriger geboten wegen des Mülls. Da unser Angebot so nicht angenommen wurde, haben wir auf Räumung bestanden“ und unsere Sturheit zeigten schließlich Wirkung und er unterschrieb gegen ca. 19 Uhr, nachdem wir ihm versicherten, dass er vor einer professionellen Räumung ein Angebot bekommen würde. Am nächsten Morgen um 9.30 Uhr erhielt ich dann einen Anruf von ihm, ob das Angebot schon vorliegen würde. Tatsache ist: Ich hab gelacht. Welche Reaktion wäre sonst adäquat gewesen?
Ende der Geschichte ist: Er kümmert sich selber, nun warten wir aber seit fast einer Woche auf einen Anruf des Räumdienstes, um einen Termin für die Besichtigung zu vereinbaren. Der Verkäufer schlug übrigens vor, wir sollten beim Nachbarn einen Schlüssel abgeben, damit der Räumdienst jederzeit einfach vorbei kommen könnte, auch wenn wir nicht vor Ort sind… äh, bitte?
Fenster auf!
In den nächsten Tagen verbrachten wir täglich etwa 4 Stunden am Haus. Noch ohne fließendes Wasser oder eine funktionierende Toilette, da die hauseigene Wasserversorgung erst in der kommenden Woche wieder durch den Fachmann in Betrieb genommen wird, versuchten wir unser Bestes in Sachen Grundreinigung. Denn im Haus roch es bestialisch. Grund war neben dem Leerstand von fast 1,5 Jahren auch die Tatsache, dass die vorherigen Mieter Messis mit Tiersammel-Eigenschaften waren. Wir wissen von 8 Hunden und 1 Katze. Der Zahl der Kaninchenställe im Gerümpel nach zu urteilen, könnten auch noch mehrere Nager dabei gewesen sein. Im gesamten Gebäude roch (und riecht) es stark nach Urin und anderen tierischen Hinterlassenschaften (für Rumo natürlich ein Grund gleich am ersten Tag direkt mal den Türrahmen zu gießen und die Nachrichten zu beantworten – blieb Erziehung sei dank auch das einzige Mal..). Sobald die Wasserversorgung steht, werden die Scheunen direkt mit dem Kärcher behandelt. Im Haus muss Wischen und das Abschleifen der Böden helfen. Daumen drücken!
Neben viel Lüften nutzten wir die ersten Tage zur allgemeinen Vorbereitung. Die Räume wurden von Ungeziefer und Spinnweben befreit, alle Nägel, Dübel und Co aus den Wänden gezogen und im gesamten Wohnhaus Steckdosen und Lichtschalter entfernt, die nach einer großen Schrubbaktion wieder verwendet werden – denn abgesehen vom Siff sehen sie wirklich noch gut und modern aus. Jan sorgte dafür, dass unsere Klingel wieder funktioniert. Yay! Außerdem verteilten wir To Do-Zettel, da wir Helfer haben, die einen Schlüssel haben und einfach vorbei kommen, wenn sie Zeit und Lust haben. Außerdem ist man bei mehreren Helfern sonst nur am zuweisen, so kann jeder selber schauen, was zu tun ist.
Bonfortionös!
Wir haben eine Küche! Also nicht die, die wir später benutzen, sondern eine Bauküche, aber die ist echt der Hammer! Vielen Dank an meine Eltern, die sie uns zur Verfügung stellen. Mit Kühlschrank, Eisfach, Zwei-Platten-Herd Mikrowelle und Ofen ist die wirklich perfekt für die nächsten Monate, in denen wir viel Zeit im Haus verbringen können. Adieu Butterbrot und harte Eier, Hola frisches heißes Essen!
Aber auch unsere Werkstatt kann sich sehen lassen. Mit Werkbank und Schraubenschrank können wir nun in den Umbau starten.
Huch, da kommt ein Stein!
Während die einen Eltern die Werkstatt aufbauten und die Scheune zur Organisationszentrale umbauten, halfen die anderen Eltern im Haus. Hier fielen die ersten Tapeten und das alte Badezimmer zeigte, dass es größer ist als gedacht, denn unter den Fliesen fanden sich gut drei Zentimeter Putz und Zementmasse. Bei einem Badezimmer mit 1,50 x 2,00 m Grundfläche machen die auf jeden Fall eine Menge aus. Indes kümmerte sich Jan um den Aufbau aller Regale, die in den kommenden Wochen unsere Arbeitsutensilien aber auch die ersten Kisten aus dem Haus verstaut werden, die wir nicht mehr brauchen. Ich widmete mich in der Zeit dem Abriss einer Holztrennwand und legte dabei einen sehr tollen Durchgangsbereich zwischen den beiden Scheunen frei. Danach galt es, den Türrahmen der Küchentür zu befreien, die in Kürze zugemauert werden soll.
Dabei musste auch ein Stück der Decke in der kleinen Scheune entfernt werden. Wie sich zeigt, ist der Dachboden dort tatsächlich einsturzgefährdet, denn als ich die Gipsplatte wegnahm kam mir direkt Müll vom Dachboden entgegen. Gut, dass der Helm schon auf dem Kopf war.